Spiegel, Schatten & sound of the past
- Joelle Neidhart
- 5. März 2023
- 5 Min. Lesezeit
Hast du dir schon mal überlegt, weshalb du immer wieder an den gleichen/ähnlichen Typ Mann/Frau gerätst oder warum du, auch bei Jobwechsel wieder dieselben/ sehr ähnlichen Mitarbeiter:innen hast? Warum dich ständig dieser eine Mensch so nervt, aufregt, dich zur Weißglut bringt? Warum nur? Wie kann das sein? Naja, das ist, weil es ganz viel mit dir zu tun hat.
Ich durfte das Mal wieder einmal am eigenen Leibe erfahren. Es ist nämlich so. Wenn dich jemand besonders ärgert und eine starke Emotion bei dir hervorruft, heisst es Achtung! - hinschauen und zwar bei dir selber.
Frag dich mal ganz ehrlich, warum löst diese Person, diese Situation so viel Emotionen bei dir aus? Was zeigt sich dir da? Zu 99.999% wird dir entweder der Spiegel hingehalten, ein Schattenanteil von dir gezeigt oder the sound of the past vorgeführt.
Also: Was ist es, das dir gezeigt wird?
Ist es etwas, dass du dir selber nicht zugestehst, dir selber nicht erlaubst? Dann kann es gut ein Schattenanteil sein. Beispielsweise: Eine Arbeitskolleg:in ist sehr laut/verschafft sich Raum, wenn sie was erreicht hat und erhält deswegen auch viel Lob, währenddem du bescheiden und leise bist und entsprechend vielleicht kaum Anerkennung erhältst. Ergo, du erlaubst dir was nicht, was sie sich "einfach" nimmt - deshalb nervt die Person dich so und du wirst getriggert.
Lösung: Beginne dir diesen Anteil, auch mal laut zu sein & dich zu zeigen, zu erlauben.
Irgendwann hast du, aufgrund des Umfeldes wo du aufgewachsen bist, gepaart mit Dingen wie Kultur, Religion, do's and dont's - die du erlernt hast, um gemocht zu werden, gewisse Verhaltensweisen kultiviert oder dir sogar antrainiert und andere Verhaltensweisen, die eben nicht erwünscht & akzeptiert wurden, entsprechend weg geschlossen, von dir abgetrennt. Das gehörte nämlich zu deinen/unseren Überlebensstrategien als kleines Menschlein, da wir abhängig von unseren Bezugspersonen waren. Bist du beispielsweise (plakativ gesehen) in einer "Hippie-Familie" gross geworden, hast du dir (d)einen Ordnungsfaible schnell abgewöhnt, um der vorherrschenden Familienkultur zu entsprechen und dich geliebt und akzeptiert zu fühlen.
Hier nochmals zum verinnerlichen: Lobenswerte Verhaltensweisen wurden gestärkt und kultiviert, weniger akzeptierte weggeschlossen - in den Keller, bildlich gesehen. Diese Anteile von dir sind nun alleine in besagtem Keller und leben dort ihr Schattendasein. Schattenanteile sind also Anteile von dir, die jedoch "abgetrennt" von dir im Dunkeln leben.
Weg sind sie deswegen nicht, nur nicht von dir gesehen, weil jahrelang gemieden, abtrainiert, vergessen. Deshalb bahnen sie sich über Mitmenschen ihren Weg in deine Realität und das hauptsächlich dort, wo sich dein Herz befindet (Lieblingsmenschen, Familie, Partner*in, Arbeit).
Diese Anteile werden dir nun so lange gezeigt, bis du sie siehst/wahrnimmst.
Deshalb auch das Dilemma des Wiederholens.
Dasselbe gilt für Spiegel. Es kann sein, dass es dich sehr ärgert, wenn beispielsweise dein Partner:in dir nicht richtig zuhört und du dich weder gesehen, noch ernst genommen fühlst. Frage dich daher: Woher kommt das? Was denkst du über dich selber? Empfindest du dich als sehenswert? Siehst du dich selber? Hast du das Gefühl von dir, dass du wichtig bist und deine Worte, deine Meinungen zählen? Wenn deine Antwort da eher negativ ausfällt, heisst es: Arbeite an deiner Stimme. Höre dir selber zu. Achte auf dich und deine Bedürfnisse! Je wichtiger du dich selber siehst und nimmst, desto mehr wirst du auch von Aussen als wichtig erachtet. Die Aussenwelt ist immer der Spiegel deiner Innenwelt.
Mir fällt das vor allem auch dann auf - als kleines Beispiel am Rande (vielleicht bemerkst du das ebenso?), wenn ich richtig gut gelaunt bin. Dann wird mir die Tramtüre aufgehalten, ich werde von allen angelächelt, in der Schlange nach vorne gelassen und alles fällt mir irgendwie einfach so zu. Geht es mir jedoch schlecht und ich bin mies gelaunt - ist irgendwie auch im Aussen total der Wurm drin und nichts will gelingen.
Mit dem sound of the past ist gemeint, dass etwas, das du sehr gut von früher aus deiner Kindheit her kennst, dir nun in deiner Erwachsenenform wieder vorgeführt und auf die Bühne des Erlebens geholt wird. Beispielsweise merkst du plötzlich, dass deine Partner:in genau so mit dir im Streit umgeht, wie bspw. deine Eltern untereinander, oder ein Elternteil mit dir, umgegangen sind/ist. Da lohnt es sich genauer bei dir selber hinzuschauen und herauszuarbeiten, was ist mein Anteil, mein Part daran und weshalb wird mir das aus der Vergangenheit (immer wieder) gezeigt? Was gilt es da zu lösen, welche neuen Lösungsstrategien zu entwickeln und wie kann ich zukünftig anders reagieren, damit meine Partner:in auch die Möglichkeit zur Änderung erhält.
Versuche hierbei einen Schritt zurückzugehen, also zwischen Aktion und Reaktion die (winzige) Pause zu verlängern. Halte ein, überlege - woher kommt das? Aha, so und so also - und dann erst reagiere. Dabei hilft mir eine kleine Fingerübung, sobald ich merke, da wird was getriggert, bevor ich komplett der Wutemotion verfalle. Sie geht wie folgt: Berühre Zeigefinger, Daumen - Mittelfinger, Daumen - Ringfinger, Daumen - kleiner Finger, Daumen und sage bei jedem Schritt ein Wort: Frieden, beginnt, bei, mir. Frieden, beginnt, bei, mir. Bis du merkst, ich bin ruhig(er) geworden. Überlege jetzt nochmals, was wird mir da gerade gezeigt - warum stört mich das so und wie kann ich und will ich nun reagieren.
Änderst du dich, ändert sich dein Umfeld.
Schlussendlich geschieht (fast) alles nur für dich, deine Entwicklung und dein Wachstum. Du darfst dafür "einfach" deine Augen öffnen, die Verantwortung übernehmen und schauen, was hat das gerade mit mir zu tun und wie darf ich das aufarbeiten, auflösen und loslassen...?
Eine Methode, die mir schon oft geholfen hat, solchen Triggerpunkten auf den Grund zu kommen ist:
Die "Warum"-Methode
Ich frage mich selber so lange nach dem Warum, bis ich am Kern ankomme. Dann löse ich den auf, indem ich mich frage, ob das so noch immer seine Gültigkeit hat oder ob es heute vielleicht nicht doch anders ist. Sobald ich mir dessen im Klaren bin, verstärke ich mein Jetzt, indem ich es mit den höchstmöglichen positiven Gefühlen auflade und gleichzeitig das Alte loslasse, in Dankbarkeit. Kommt es wieder - wiederhole ich den Vorgang einfach. Für das Ablösen alter Gefühle kann ein EFT (emotional freedom technique) sehr gut helfen. Mittels Klopftechnik löst du verhockte Gefühle und lässt sie wieder fliessen. Bei mir wirkt es gefühlt Wunder, weil ich total gut darauf anspreche. Probier es ruhig einfach mal aus. Schau dir dafür gerne auf YouTube ein passendes Video an, beispielsweise eines von Laura Seiler. Sie führt dich gut durch so eine Session durch.
Falls du hierbei noch irgendwelche Fragen hast - schreib mir.
Falls du noch tiefer in die Thematik eintauchen möchtest - Thema auflösen alter Gefühle, altem Ballast -was unter "innerer Kindsheilung" verstanden wird, lies, schau was von Stefanie Stahl.
Ansonsten (wie auch allgemein) greift für mich mein Motto: "love it, change it or leave it".
Love it: Versuche mit der Situation klar zu kommen.
Change it: Ändere dich (denn das ist das einzige, was du tun kannst und worum es schlussendlich in deinem Leben auch geht - um dich) und schaue was passiert.
Leave it: Verlasse die Situation, den Partner:in, den Job - weil du dich (weiter)entwickelt hast & aus der Situation etc. rausgewachsen bist oder du einfach merkst, es ist Zeit zu gehen. Gerade auch wenn du feststellst, die Person, das Umfeld ist stehen geblieben und somit zu weit entfernt von dir und deinem jetzigen Ich.
Sei dir vor dem "leave it" jedoch sicher, dass du die Arbeit an dir, egal wer dir den Spiegel, den Schatten, den sound of the past, hingehalten hat, zuerst komplett geleistet hast. Ansonsten gerätst du wieder an dasselbe Problem/dieselbe Person nur in einer anderen Verpackung/Ausführung. Wenn es dir dennoch passiert, dann ist das so und es gilt - let's go again. :)
Nur das Bewusste kann verändert werden. Also werde dir bewusst.
"Wenn du nichts veränderst, wird sich auch nichts verändern."
Sparky Anderson
Meine Leseempfehlung diesbezüglich:
"Rettet die Liebe" Wie du das Glück zurückholst von Dr. Beate Strittmatter

In Liebe deine Joëlle
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